John Keats

1795 – 1821           Großbritannien

 

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In Übersetzungen von

Ilka Lohmann

 

 

 

 

An das Meer

Umspülst die fernsten Inseln dieser Welt,
die tiefsten Grotten unbekannter Strände,
so bäumen sich die Wellen ohne Ende,
bis Hekates Verwünschung von dir fällt.

So hebst die kleinste Muschel du vom Grunde,
die manches Jahr sich in der Tiefe barg,
und trägst sie fort, wenn sich so wild und arg
die Stürme stürzen aus des HImmels Schlunde.

Oh Ihr, sind Eure Augen müd vomnm schauen,
so richtet Eure Blicke auf die Wellen,
die ewig wandelbar ins Weite fließen!

Ist Euer Ohr erfüllt vom lauten Grauen,
so lauschet, wie im wogenden Zerschellen
der Nymphen Lieder euch entgegenfließen.

 

 

 

 

Geschrieben an einem Sommerabend

In düstrer Ruhe schallt der Glocken Ton,
zur Andacht rufen sie der Menschen Schar.
zu andren Klagen, jeder Freude bar,
zum widerwärt'gen, trübendem Sermon.

So ist der Geist des Menschen festgebunden,
die Blindheit trifft ihn vor der eignen Wonne,
des Herdes Glück, der Lust in klarer Sonne;
ach, jene sind's, die nie den Ruhm gefunden-

Noch immer höre ich die Glocken schallen.
Ich sollte Kälte fühlen, Grabeshauch,
der Kerzen auslöscht, wenn sie sterbend fallen.

Sie seufzen, klagen, doch sie stürzen auch
hinein ins Nichts, dort blüht bald Blum' und Strauche,
dort werden Ruhm und ew'ges Leben wallen.

 

 

 

 

Warum nur lachte ich in dieser Nacht?

Warum nur lachte ich in dieser Nacht?
Kein Gott, kein Dämon kann mir Antwort geben-
Die Hölle schweigt, es schweigt des Himmels Pracht.
Oh Herz, mein Herz! Warum mußt du erbeben?

O herz, mein Herz! Wie sind wir so allein!
Oh DUnkelheit! So sehr bin ich dein eigen!
Ich seufze schwer in unsterblicher Pein,
und Hölle, Himmel, Herzensgrund - sie schweigen.

Warum ich lachte? Eng ist Lebens Grund.
und nur dem Geist kann höchste Freud gefallen.
Ich wünscht', ich stürb' in mitternächtlich Stund,
und säh die Welt verdorben und zerfallen.

Ob, Vers, ob Ruhm und Schönheit - hohe Sendung.
Döch höher Tod, des Lebenden Vollendung.